#01: Die Woken und die Rechten: Zwei Fäuste für die Gegenaufklärung? (24. November 2023 in Frankfurt)
Für die einen ist es der Inbegriff des Kampfes gegen Intoleranz. Für die anderen ist es eine engstirnige Verirrung, die die politische Linke, ja die Gesellschaft insgesamt spalte. Das sind die Pole, die in der Debatte über linke Identitätspolitik aufeinandertreffen. Dabei dürfte sich die Frage eigentlich so nicht mehr stellen. Zu offensichtlich ist, dass dieser Ansatz – neuerdings auch als Wokismus verhandelt – versagt. Als dominante Denkform im eher linken Spektrum, die zunächst in linken Nischen keimte und dann alle Mitte-Links-Parteien beeinflusste, trägt jene Identitätspolitik eine Mitverantwortung für die aktuelle Situation: Wäre sie eine effektive Sache gegen Rechtsextremismus, gäbe es den Rechtsruck nicht.
Die Frage ist daher vielmehr: Handelt es sich bei den Woken bloß um Akteure, die den Kräften von Rechtsaußen ungewollt in die Hände spielen, um »nützliche Idioten«, wie manche sagen? Oder stehen sie gar für eine Denkform, die regressive Momente mit dem Rechtsextremismus teilt – zum Leid der aufgeklärten, dialogfähigen Teile der Gesellschaft? Diesen Fragen geht der Club Volantaire nach, in dem zahlreiche Diskutanten zu klären versuchen, wie sich das Zusammenspiel zwischen den Woken und den Rechten genau gestaltet.
Hierüber debattierten: Till Randolf Amelung, Jörg Finkenberger, Chantalle El Helou, Eszter Kováts, Sinan Kurtulus, Holger Marcks & Sebastian Schnelle
#02: Spaltpilz Migration? Die linke und die rechte Wand der Polarisierung (25. Juli 2025 in München)
Die Raumgewinne der Rechten erklären sich nicht ohne die Laufwege der Linken. Deutlich sieht man das beim Thema Migration, einschließlich Integration. Dieses stellt – aufgrund der breiten Unzufriedenheit mit dem migrationspolitischen Status quo – eine potente Quelle für Rechtsaußenerfolge dar. Und da das linke Lager einer befriedigenden Antwort aus dem Weg geht, droht sie auch nicht zu versiegen. Das Thema dürfte somit ein Spaltpilz bleiben, der die Bewältigung anderer gesellschaftlicher Probleme erschwert. Denn wo signifikante Teile der Bevölkerung (v.a. im Osten) und auch der linken Zielgruppen (insbes. Arbeiter) eine Lösung bei der AfD suchen, lassen sich die breiten Allianzen nicht herstellen, die die großen Zukunftsaufgaben erfordern.
Woher kommt die Bereitschaft zur Raumpreisgabe, die mit einer Verblendung von Migrationsproblemen einhergeht? Diese sind ja vielfältiger als antirassistische Reflexe vermuten lassen. Man denke nur an das Verhältnis von Feminismus und Islam(ismus), regressive/faschistische Einflüsse, Loyalitäten in Zeiten globaler Konflikte oder auch Aspekte demokratischer Kultur. Ungeklärt ist bisher: Welche Klassen- und Geschlechteraspekte spielen hier eine Rolle, was hat das mit Repräsentationskrise zu tun, was mit Polarisierung – und welches Migrationsregime wird damit eigentlich stabilisiert? Diesen Fragen geht der Club Volantaire nach, der sich diesmal dem Problem widmet, wie sich das Thema Migrationspolitik jenseits rechter und (neo-)linker Kategorien denken lässt.
Hierüber debattieren die Gäste des Club Volantaire am 25. Juli 2025 im Projektraum Nautilus in München.
Moderation: Malte Clausen und Judith Faessler.